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Veranstaltung des Hamburger CHINATOR-Projektes
zur ChinaTime 2012 im Hotel Hong Kong
exhibition-Hotel Hong Kong
Die „Eurasian Figure“ im Hotel Hong Kong:
Die Heimat in der Fremde

von Ulf Ludzuweit, Bildender Künstler

Hotelbar
Schon immer sind Menschen –auch in „grauer Vorzeit“- zu neuen Ufern aufgebrochen, um unerträglichen Lebensverhältnissen in Ihrer „Heimat“ zu entfliehen, bleibt die Frage: Was ist Heimat überhaupt, der Ort, an dem ich geboren wurde oder der Ort, an dem ich ein Auskommen habe? Gerade Häfen spielten in diesem Zusammenhang eine herausragende Rolle: Über den Hamburger Hafen wanderten Tausende in die „Neue Welt“ aus, um dem kargen Leben in Deutschland zu entfliehen.

So ist auch meine „Eurasian Figure“ zu verstehen: Der suchende Mensch, der ewig auf Wanderschaft ist und beständig seinen Ort ändert, um sich zu entwickeln; der ständig in das unbekannte Neue aufbricht – und sich damit auch unabschätzbaren Risiken aussetzt. Der asiatische Ursprung dieser Skulptur ist das chinesische Schriftzeichen REN () = Mensch.

So kam Chong Tin Lam als junger Mann aus dem südchinesischen Kanton in den 1920er Jahren auf einem europäischen Dampfschiff nach Hamburg, um der Armut in der Heimat zu entkommen und um sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Die meisten der chinesischen Einwanderer in Deutschlands einzigem Chinatown führten in der Regel in den Jahren zwischen den Weltkriegen ein arbeitsames und bescheidenes Leben. Die exotische Restaurants und Ausflugslokale waren damals über Hamburgs Grenzen hinaus als Vorboten der multikulturellen Gesellschaft beliebt.

Die Nazis zerstörten das Hamburger Chinatown und Chongs Leben, wenngleich er die Internierungs- und Arbeitslager überlebte; vieler seiner Landsmänner starben in Folge der körperlichen Grausamkeiten. Übrig geblieben ist das Hotel Hong Kong am Hamburger Berg, welches heute von seiner Tochter Marietta Solty geführt wird.

Mit der Aufstellung der Skulptur in der Bar des Hotels Hong Kong am 31. August 2012 möchte ich dem Wunsch der Hotelbesitzerin, Frau Marietta Solty, Nachdruck verleihen, dass eine angemessene Erinnerung zum Gedenken an ihren Vater oder eine Entschädigung für das erlittene Unrecht finanziert wird.

Chongs Geschichte wurde vielbeachtet auf der Shanghaier EXPO 2010 im Deutsch-Chinesischen Gemeinschaftspavillon in dem Film "Fremde Heimat" gezeigt.

Der Bericht aus dem Hamburger Abendblatt



Linkes Bild: Oben die "Eurasische Figur", Hotelinhaberin Marietta Solty (unten rechts) und ihr Team